472 Jahre Schützenvereine in Schwechat
20 Jahre Jubiläum der SGS
20 Jahre Jubiläum der „Schützengilde Schwechat“ als Nachfolgeverein der
„k.u.k. privilegierte Scharfschützengesellschaft Schwechat“.
(Günther Badalec und Johann Rutzenholzer)
1 Einführung
Da unser Verein heuer das 20 jährige Bestandsjubiläum feiern kann und mir vor einiger Zeit aus dem Buch von Johann Ableidinger „Geschichte von Schwechat“ ein Auszug über das Schießwesen unter gekommen ist, habe ich die Gelegenheit ergriffen mich mit der Geschichte der Schwechater Schützenvereine von ihren Anfängen bis heute zu beschäftigen. Zurzeit gibt es in Schwechat 3 Schützenvereine. Davon ist einer eine Sektion des Polizeisportvereins am Flughafen Schwechat und der andere unsere Schützengilde Schwechat in der Tradition der k.u.k priv. Schützengesellschaft Schwechat. Als weiterer Verein ist der SSV Felsenkeller bei uns untergebracht.
2 Die Geschichte
Die Schwechater Bürgerschaft begann nach dem 1. Türkenkrieg um 1529 sich wehrhaft zu machen. Kaiser Ferdinand I. verlieh ihnen um 1542 das Privilegium, eine Schießstätte zu errichten.
3 Vereine
3.1 Die „Erste“ k. k. privilegierte Scharfschützengesellschaft (Kompanie) in Schwechat (1542 – 1873).
Die Gesellschaft dürfte nach dem Privilegium um das Jahr 1542 gegründet worden sein. Ein alter kaiserlicher Adler aus Kupfer der die Jahreszahl 1542 aufweist und Scheiben aus den Jahren 1611, 1686 und 1715 sollen noch erhalten sein Die Schießstätte stand ursprünglich zwischen den „Mühlwässern der großen und kleinen Schwechat“ wo sich heute das Haus Eyblergasse Nr 7/9 befindet. Als Kaiser Karl der VI. für die Wiener Bürgerschaft auf der Schießstätte beim Schottentor im Jahre 1739 ein „Kaiser Gnaden und Freischießen“gab waren auch die Schwechater Schützen Leonhard Mayer und Anto Wellischhofer anwesend. Auch 1746 waren Schwechater Schützen in Wien tätig. Im Jahr 1762 erwarb Graf Blumegen das Schloß Kettenhof. Ihn schien schon damals die Nachbarschaft einer Schießstätte unangenehm gewesen zu sein. Auf Grund seiner Beschwerde bei der Regierung wurde das Schießen untersagt und der Schützenkompanie nahegelegt die Schießstätte an einen anderen Ort zu verlegen.
Die Gemeinde ersuchte um die Errichtung einer neuen Schießstätte auf einen geeigneten anderen Ort.
Diese wurde von „Obersthof- und Landesjägermeisteramt“ am 24.März 1767 genehmigt. Am 24 Juni 1767 fand bereits das erste Kranzelschiessen statt. Die alte Schießstätte wurde um 600 Gulden verkauft.
Aus einer Erklärung vom 3 März 1793 ist zu entnehmen, dass 13 Schützen, die seit 2-3 Jahren verfallene Schießstätte wieder herrichten und in Betrieb nehmen wollten. Zum Oberschützenmeister wurde Andreas Hudler gewählt. Beim Aufgebot im Jahre 1779 stellte bei der Errichtung eines österreichischen Schützenkorps, Schwechat 260 Freiwillige. Während der Franzosenkriege war eine Unterbrechung des Schießwesens eingetreten. Erst im Jahre 1811 ist wieder ein Aufschwung zu verzeichnen. Im Jahre 1858 fand auf der Schießstätte die erste Regionalausstellung statt.
Vom 30. Juni bis 7.Juli 1867 fand das Jubiläumsschießen in Schwechat statt (und wer´s wissen will, es wurden 7912 Schüsse abgegeben). Am 25.August 1872 fand das letzte Schießen statt. Am 9. März 1873 wurde die Auflösung der Gesellschaft beschlossen. Der Kassenüberschuß von 50 Gulden und 10 Kreuzer wurde zur Gründung einer Schulbibliothek gewidmet. Der letzte Oberschützenmeister war Jakob Brandeis.
Währen der Choleraepidemie im Jahr 1873 wurde die Schießstätte als Spital verwendet.
3.2 Die „Zweite“ k. k. privilegierte Scharfschützengesellschaft in Schwechat (1881 – 1921)
Im Jahre 1881 wurde die Schützengesellschaft wieder neu gegründet. Am 1. Juni 1884 fand die Fahnenweihe der Schützengesellschaft statt. Die Fahne wurde von den Bürgerfrauen von Schwechat gespendet und hat 1100 Gulden gekostet. Auf der Schießstätte wurde ein Festschießen mit zahlreichen Preisen durchgeführt.
Seit dieser Zeit (1884) wurde der Schützengesellschaft gestattet das Schwechater Marktwappen in den Emblemen zu führen. Erster Oberschützenmeister war Josef Bösenkopf. Die Schießstätte wurde von vielen Wienern frequentiert (wie heute) und nahm einen großen Aufschwung. Die Schießanlagen wurden zu klein, daher wurde beschlossen auf Gemeindegrund eine neue Schießstätte zu errichten. 1891 beschloss der Schwechater Gemeinderat der Gesellschaft einen Baugrund in der Wismayrstarße 45 auf 100 Jahre für eine Jahrespacht von 10 Gulden zu überlassen.
Durch die Ausgabe von Aktien konnte der Oberschützenmeister Rudolf Wimmer von seinem Chef, dem Brauereibesitzer Anton Dreher, dessen Brauhauspavillion, der für die Die Wiener Gewerbeausstellung 1888 errichtet worden war, erwerben.
Er ließ in vom Ausstellungsgelände auf der Rotunde abmontieren, nach Schwechat bringen und am neuen Grundstück wieder aufbauen. Die Planung und die Bauleitung wurde von Baurat Josef Klose durchgeführt, die Baumeisterarbeiten von Baumeister Johann Miksch. Die Baukosten beliefen sich auf 22,500 Gulden Die feierliche Eröffnung der neuen Schießstätte fand am 4.Oktober 1891 mit einer Grundsteinlegung und einem Eröffnungsschießen statt.
In der Zeit von 1. Bis 11. Juni 1893 wurde in Schwechat das „VII. niederösterreichische Landesschießen“ unter dem Protektorat des Erzherzogs Rainer abgehalten und gleichzeitig das 350 jährige Jubiläum des Schießwesens gefeiert. Rechts neben der Schießhalle war ein Volksprater errichtet. Das Fest wurde durch dem am 4. Juni erfolgten „allerhöchsten Besuch“ des Kaiser Franz Josef I. geehrt.
Am 24.Juni 1900 wurde das „1. Niederösterreichische Verbandschießen“ unter großer Teilnahme auswertiger Schützen durchgeführt. Im Jahr 1905 fand das Armeegewehrschießen auf der Schießstätte statt. Das letzte Festschießen, ein Schützenkreuzschießen, fand am 19. Juli 1914 statt. Während des 1. Weltkrieges wurde das Schützenlokal als Musterungslokal verwendet und es fand daher keine Schießen mehr statt. Am ein 1. Juli 1919 kaufte Anton Dreher II. die Schießstätte und schenkte sie der Gemeinde für die Jugendfürsorge. Im Jahr darauf wurde die Schießstätte an den Verein „Kinderfreunde“ um einer Krone Jahrespacht verpachtet, die darauf einen Kindergarten errichteten. Im Zuge der Errichtung wurden für Renovierung 23,000 Kronen aufgewendet.
Die nun heimatlose Schützengesellschaft löste sich am 2.Juni 1921 auf. Sie schenkte ihr historisches Material dem NÖ Landesmuseum in Wien. Das Vereinsvermögen von 51.000 Kronen wurde für wohltätige Einrichtungen gespendet (es erhielten Ortsarme im Armenhaus in Schwechat 21.000 Kronen, die Lungenheilstätte 9000 Kronen, Die Hauskrankenpflege 18000 Kronen und der Oberzeiler Pieringer 3000 Kronen).
Im Bürgerkriegsjahr 1934 wurde das Schützenhaus von der „Vaterländischen Front“ beschlagnahmt. Danach richtete der Schwechater Pfarrer Rauch ein katholisches Jugendheim ein. 1938, nach der Annexion Österreichs, konfiszierte die NSDAP das Jugendheim für die „Hitlerjugend“ und anschließend wurde es zeitweise von Heeresverbänden genützt. Nach 1945 wurde das alte Vereinsgebäude wieder an die „Kinderfreunde vermietet. Es wurde ein Kindergarten und ein Hort darin unterbrachten. 1960 schien das Gebäude irreparabel und wurde abgerissen. Für die Errichtung eines neuen Kindergarten Gebäudes bewilligte der Schwechater Gemeinderat eine Million Schilling. Der stellvertretende NÖ Landeshauptmann, Dr. Otto Tschadek übergab das neue „Haus der Jugend“ am Areal der ehemaligen Schießstätte im Oktober 1964 seiner Bestimmung.
3.3 Die „Dritte“, nicht mehr privilegierte, sondern private Schützen Gilde in Schwechat (und auch ohne k.u.k.)(ab 2004)
Im Jahre 2004 wurde von einer kleinen Gruppe Sportschützen nach 83 Jahren Vereinspause im Schützenwesen, die Schützengilde Schwechat gegründet. Erster Oberschützenmeister wurde Michael Sicha, Inhaber der „Tiroler Stuben“. Es wurden in einem ehemalige Brau- und Gährungskeller der Dreherbrauerei in der Pechhüttenstraße 3a, zwei Kellerräume für den Schießsport gemietet und adaptiert. Im Ersten erstand „ein Schützenhaus“ aus gelben Bauplastik und Holzdachlatten, ausgestattet mit 2 Heurigengarnituren, einen Heizstrahler und einen Kleiderständer als Einrichtung.
Nach der Generalversammlung am 2008 wurde der Vorstand teilweise neu aufgestellt. Neuer Oberschützenmeister wurde Othmar Hingel. In dem folgenden Jahr wurden die restlichen Keller angemietet und neu adaptiert. Es wurde 2009 in vier Kellern eine neue Schießstätte errichtet.
In einem Keller errichteten wir ein neues Schützenhaus. Gleichzeitig wurde ein Keller für einen 25 m Stand hergerichtet. Die zwei restlichen Keller werden für 50 m KK Gewehr Bewerbe hergerichtet und verwendet. Einer dieser beiden Keller kann auch für 25 m Bewerbe verwendet werden. Zuletzt wurde hinter dem Schützenhaus ein 10 m Stand errichtet. Am 28. November 2009 wurde beim 5 Jährigen Jubiläum die neuen Bereiche mit einem Jubiläumsschießen eröffnet.
2010 bekamen wir mit dem Verein LUNA einen ersten Untermieter. Sie übernahmen 4 Keller.
In unseren Verein wurde im Frühjahr 2010 ein Telefonanschluss und Internet eingeleitet. Somit wurden wir trotz unserer Kellerlage während unserer Anwesenheit erreichbar und verfügen über WLAN im Klublokal.
2011 kam noch ein Untermieter. Der SSV Felsenkeller der seine Schießstätte verloren hatte, hat mit unserer Anlage eine neue Heimat gefunden. In diesem Jahr trat die SGS auch dem NÖ Landesverband bei. Ab dem Umbau wurde auch unser Schießbetrieb auf jeden Mittwoch ab 18,00 erweitert
Zurzeit kann man auch an jeden 2. und 4. Samstag von 15.00 bis 19.00 Uhr trainieren. Wie führen jedes Jahr eine Vereinsmeisterschaft mit mindestens 3 Bewerben durch. Ein Halbprogramm mit GK und KK und einen KK Langwaffenbewerb auf 50 m. Die Teilnahme ist für Mitglieder kostenlos. Bis zum heutigen Tag wurde unsere Anlage immer wieder verbessert. Wir montierten Absauganlagen in allen Kellern und im Klublokal. Die Küche wurde ausgebaut. Der Schallschutz und die Ausstattung wurden verbessert.
Mittlerweile haben wir als SGS die komplette Kelleranlage übernommen. Als Untermieter sind an ihren Vereinstagen die Vereine „SSV Felsenkeller“ sowie der „HSV Zwölfaxing“ untergebracht. Allen Mitgliedern ist das Training an jedem Vereinstag (MO-SA) möglich. 2019 haben wir die gesamten Hallen sowie den Zugang mit Estrichbeton begradigt. Jeder der die Anlage von früher kennt, wird die Hallen kaum wieder erkennen.
2019: Einbringung von Estrichbeton in der gesamten Anlage Die 25 Meter Halle wurde mit einer Zuganlage in Eigenregie ausgestattet.
2020: Umbau und Generalsanierung des Clublokals.
Zum Abschluss wäre noch anzumerken, dass wir im Gegensatz zu unseren Vorgängervereinen unseren Ausbau mit geringen Mitteln, in Eigenregie und mit Altmaterial durchführten, das unsere Mitglieder auftrieben hatten. Wir sind uns aber voll bewusst und auch ein wenig stolz, dass wir eine 472 jährige Tradition im Schützenwesen der Stadt Schwechat weiterführen dürfen.
Quellenangabe:
„Geschichte von Schwechat“ von Johann Ableidinger 1929
„Die Schwechater Schießstätten“ von Adolf Ezsöl 2009